25 Jahre Fachbereich Geologie im Museum Cottbus

Über die geologische Sammlung bzw. Neuzugänge zur geologischen Sammlung des Cottbuser Museums ist schon mehrfach berichtet worden (STRIEGLER 1979, 1984, 1991/92). Inzwischen besteht der Fachbereich Geologie 25 Jahre, was Anlass sein soll, einen Überblick über die gesamte Arbeit des Fachbereichs mit ihren musealen Schwerpunkten – Sammeltätigkeit und Bewahrung, Forschung, Öffentlichkeitsarbeit einschließlich Ausstellungstätigkeit – zu geben.

1. Entwicklung

Die Geschichte des Fachbereiches begann mit dem 1.1.1974, als der damalige Direktor des Bezirksmuseums Cottbus Siegfried NEUMANN die Autoren als Fachgeologen für die Abteilung Naturkunde dieses Museums eingestellt hat, was für die damalige Zeit eine richtungsweisende Entscheidung war, der im Laufe der nächsten Jahre viele Bezirksmuseen der DDR folgten. In Cottbus galt es damals, die Vorarbeiten für ein geplantes, aber später nicht realisiertes Kohle-Energie-Museum zu leisten, das 1980 in Cottbus eröffnet werden sollte. Gleichzeitig sollte im Bezirksmuseum ein Bereich der regionalen naturwissenschaftlichen Forschung aufgebaut werden, der für die Niederlausitz von größter Bedeutung ist. Denn obwohl geologische Forschung in der Niederlausitz auf Grund des 150-jährigen Braunkohlenbergbaus eine lange Tradition hat und obwohl es berufsbedingt viele Menschen gibt, die sich für geologische Fragen interessieren oder gar „Steine“ sammeln, hatte sich bis dahin in den hiesigen Museen wenig an geologischen Belegen zur Darstellung einer Niederlausitzer Erdgeschichte erhalten. So besitzt Cottbus auch heute noch das einzige Museum in der Niederlausitz und in ganz Brandenburg, wo kontinuierlich geologisch gearbeitet und gesammelt wird.

In Cottbus selbst reichen die Anfänge geologischer Sammeltätigkeit bis ins vergangene Jahrhundert zurück. Aber aus der Sammlung des Cottbuser Heimatmuseums, in die auch die reichen naturkundlichen Bestände der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde und des Vereins für Heimatkunde aufgenommen waren, ist nichts über den Krieg hinweg bewahrt worden. Ebensowenig existierten noch die umfangreichen Bestände der geologisch-mineralogischen Sammlung des Cottbuser Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums, von denen es aus dem Jahre 1906 (WEBER 1906) einen gedruckten Katalog gibt. Den Anfang der Museumssammlung nach 1945 bildeten lediglich einige Objekte, die die Lehrer Georg BUSCHNER und Georg UNGER zur Verfügung gestellt hatten.

Im Bezirksmuseum Cottbus, welches 1946 als Städtisches Museum im Schloss Branitz gegründet worden war, bestand seit 1961 eine Naturkundliche Abteilung. die der Biologe und Museologe Dr. W.-D. HEYM ins Leben gerufen hatte (HEYM 1978). Unter Mithilfe von Dipl. -Geol. W. NOWEL, dem Leiter der damaligen Bezirksstelle für Geologie, war auch eine geologische Ausstellung im Marstallgebäude entstanden. Um die Pflanzenwelt des Tertiärs darzustellen, hatten bereits 1963/64 W-D. HEYM und K. BIRKE in den Tagebauen Klettwitz und Schlabendorf-Nord Pflanzenfossilien gesammelt. In dieser Zeit ist ein attraktives Exponat ins Museum gelangt: ein über 2 m langes Fischsaurier-Skelett aus Holzmaden, das die ehem. Oberrealschule von Cottbus 1913 als Anschauungsobjekt für den Biologie-Unterricht angeschafft hatte und das als einziges Objekt der großen geologischen Sammlung der Schule den Krieg überstanden hatte, weil es wegen seines Gewichts nicht ausgelagert werden konnte. 1977, als es endlich als wertvolles Original identifiziert und in die Ausstellung integriert wurde, erkannte Dr. F. POHL es wieder, der es als Lehrer vor dem Krieg betreut hatte.

Durch die Einrichtung des Fachbereichs Geologie im Bezirksmuseum wurde objektiv die Voraussetzung dafür geschaffen, die großen Sammelaufgaben im Zusammenhang mit dem intensiven Braunkohlenbergbau in der Niederlausitz wahrzunehmen. Freilich waren zwei Geologen für die beabsichtigte flächenhafte Betreuung des gesamten Bezirks Cottbus zu wenig, wenn man bedenkt, dass im Territorium zeitweise bis zu 15 Tagebaue betrieben wurden, die kilometerlange Strossen aufwiesen und dazu im Jahr noch 800 bis 1000 m vorwärtsschritten. In der Ur- und Frühgeschichte jedenfalls wurde diese Problematik schnell erkannt und nach und nach eine Gruppe „Braunkohlenarchäologie“ aufgebaut, die sich der vielen Zeugen menschlicher Geschichte annahm.

Die Bemühungen, auch für den Bereich Geologie die Mitarbeiterzahl zu vergrößern, hatten lange keinen Erfolg. Deshalb wurde oft interessierten Schülern die Möglichkeit gegeben, in den Ferien im Museum oder auf geologischen Grabungen zu arbeiten. 1982 arbeitete nach Abschluss der Schule Michael STEINER, der den Ernst-Haeckel-Schülerpreis der Biologischen Gesellschaft der DDR für einschlägige paläobotanische Untersuchungen auf der Klettwitzer Hochfläche errungen hatte, mehrere Monate im Museum. 1985 gelang es auf Umwegen endlich, mit Matthias DRESCH einen fachtechnischen Mitarbeiter einzustellen. Im darauffolgenden Jahr erklärte sich der Bergbau bereit, eine weitere fachtechnische Stelle zu finanzieren, die Petra SCHULZ übernahm, nach deren Ausscheiden 1988 Dagmar SCHOLZ nachrückte. Nach der Wende verließ Matthias DRESCH das Museum. Als Nachfolgerin fand sich Iris STRIEGLER, die vorher bei BuS Welzow als Geologiefacharbeiterin gearbeitet hatte.

1988 war durch das Institut für Museumswesen der DDR eine Studie erarbeitet worden über die Situation der Naturmuseen im Osten Deutschlands. Darin wurde festgestellt, dass diese personell extrem unterbesetzt sind. Es wurde vorgeschlagen, in Zukunft die Naturmuseen bevorzugt zu entwickeln. Mit dieser Einschätzung im Rücken bemühten wir uns sowohl beim Staatsapparat als auch beim Bergbau um die Schaffung neuer Geologenstellen, um eine gewisse Spezialisierung innerhalb der geologischen Wissenschaften zu ermöglichen und vor allem die umfangreichen Möglichkeiten und Notwendigkeiten innerhalb des Braunkohlenbergbaus abzusichern. Leider gelang es erst 1990, beim Rat des Bezirkes zwei neue Stellen zu erwirken. Da sich schon die erste Entlassungswelle ankündigte, wurde nur eine und auch diese nur kurzzeitig durch J. M. LANGE besetzt. Bei den einschneidenden Personalkürzungen 1990 in den Cottbuser Museen nach der Wende – damals wurde das Bezirksmuseum in „Niederlausitzer Landesmuseum“ umbenannt, dem der Fachbereich Geologie als Bestandteil der Dependance „Museum der Natur und Umwelt“ angehörte – wurden beide Stellen wieder gestrichen.

Damit wurde endgültig die Illusion begraben, in Gesamtdeutschland könnte mehr Vernunft in die Kulturpolitik einziehen und die Naturmuseen als beste Agitatoren für die natürliche Umwelt könnten gestärkt werden. Zwar wurden die Bereiche Geologie und Biologie 1993 zu Kustodien erhoben und erstmalig den anderen Fachrichtungen in den übrigen Dependancen gleichgestellt. Aber die Arbeit des Fachbereichs war fortan viel stärker als vor der Wende den ständigen Schwankungen bei der Zuweisung finanzieller Mittel unterworfen. Die angestrebte systematische flächendeckende Arbeit im Territorium war immer mehr Zufälligkeiten unterworfen.

Mit Jahresbeginn 1995 löste man das Niederlausitzer Landesmuseum wegen der geplanten Sonderförderung des Fürst-Pückler-Museums in drei Einzelmuseen auf. Seitdem gehört die Geologie zum Museum der Natur und Umwelt Cottbus, das personell und finanziell bei weitem am schlechtesten ausgestattet wurde, auch wenn es erstmals ein eigenes Gebäude bekam. Das neue Domizil Am Amtsteich 17/18 ist leider zu klein, so dass der Fachbereich Geologie vorerst mit Arbeitsräumen und Sammlungen im Kavalierhaus in Branitz blieb.

Von den vier verbliebenen Mitarbeitern wurde eine Mitarbeiterin vom Bereich Biologie beansprucht und 1999 in diesen umgesetzt. Eine weitere Demontage hat die Kulturverwaltung der Stadt durch Beseitigung zwei weiterer Stellen vorgesehen, was faktisch die Schließung des Fachbereichs bedeuten würde, vorerst aber von den Stadtverordneten verhindert wurde. Fehlende Einsicht, dass die Geologie als Substrat menschlicher Geschichte unverzichtbarer Teil und im Bergbaugebiet außerdem notwendiger Bestandteil heimatkundlicher Forschungen ist, hat gegenwärtig zur Perspektivlosigkeit des Fachbereichs Geologie und der dort auf bewahrten wertvollen Sammlungen geführt.

2. Sammeltätigkeit

Am Anfang unserer Tätigkeit haben wir eine Sammlungskonzeption erarbeitet, die den drei Schwerpunktaufgaben des neuen Fachbereichs durch den Aufbau entsprechender thematischer Teilsammlungen Rechnung trug:

Schwerpunktaufgabe Sammlung
Kohle-Energie-Museum Kohle, Tertiär von Mitteleuropa
regionale Erdgeschichte der Niederlausitz Regionalsammlung der Niederlausitz mit Tertiärflora, Geschieben, Elbegeröllen u.a.
geologisches Fachzentrum für den Bezirk Cottbus Übersichtssammlungen zur Stratigrafie, Mineralogie und Petrografie

Trotz der personellen Unterbesetzung wurde angestrebt, den gesamten Bezirk flächendeckend zu betreuen und durch systematische Bergung und Bewahrung von Fossilien, Mineralien und Gesteinen möglichst umfassend geologische Dokumente zur Erdgeschichte der Niederlausitz sicherzustellen und damit auch neues Kulturgut zu schaffen. Mit museologischer Fragestellung rückten wir den riesigen Tagebau-Aufschlüssen zu Leibe und halfen mit, dass nach dem Bergbau keine geschichtslosen Territorien zurückbleiben. Die damit verbundenen Forschungsarbeiten dienten der detaillierten Dokumentation und Interpretation der Fundschichten und Fundumstände. Ohne diese Fakten sind letztlich geologische Objekte von sehr begrenztem wissenschaftlichen Wert.

Um die Effektivität der Sammeltätigkeit für das Museum zu erhöhen, war die Einbeziehung der Geologen der geologischen Industrie wichtig. Gute Unterstützung leisteten da bei die Kollegen des ZGI Berlin, VEB Untergrundspeicherung Mittenwalde und speziell der Bergbau-Betriebe, z.B. vom VEB Braunkohlenbohrungen und Schachtbau Welzow und vor allem aus den Tagebauen selbst. Besonders unterstützten uns die Tagebaugeologen STOSS, THIEMIG, E. HERTEL, R. KUHNER, H. TESCHNER, G. PAZOTKA v. LPINSKI, F. MÄDLER.

Doch die bescheidenen personellen Voraussetzungen zwangen dazu, sich auf nur wenige, aber Erfolg versprechende Fundkomplexe zu konzentrieren und diese intensiver zu untersuchen und in großem Umfang Material zu sammeln. Bereits seit 1974 hatten wir auf Anregung von Dr. H. WALTHER (Dresden) mit geologischen Grabungen in der Blättertongrube Wischgrund (Ortsteil von Kostebrau bei Lauchhammer) als klassische Fundstelle für Tertiärflora (1926 erstmals beschrieben) begonnen, die jährlich bis zu einem Monat dauerten und 1986 mit der Überbaggerung durch den Tagebau Klettwitz beendet waren. Verbunden mit den Aktivitäten im und am Tagebau Klettwitz ist die Bergung des 3,20 m dicken Mammutbaumstubbens, des größten Exponats des jetzigen Museums der Natur und Umwelt.

Als nächste wurde 1980 die geologische Grabung Schönfeld in warmzeitlichen Schichten des Quartärs an der Endböschung des Tagebaus Seese-West begonnen. Die Fundstelle wurde im Rahmen geologischer Zuarbeiten zur archäologischen Ausgrabung des Burgwalls Schönfeld neu entdeckt und erbrachte im Laute mehrjähriger paläontologischer Grabungen Aufsehen erregende Funde einer urzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt aus einem 400 m großen See und seiner näheren Umgebung aus der Zeit vor 120.000 Jahren (Eem-Warmzeit). Als die Grabung 1995 wegen der landschaftlichen Gestaltung des Restloches auf gegeben wurde, standen 18 Grabungsmonate und an die 1000 durchgemusterte Proben mit einem Gesamtvolumen von 80 Kubikmetern geschlämmten Materials zu Buche.

Eine dritte Grabung wurde 1986 in Klinge östlich von Cottbus (Abb. 1) begonnen, wo vor reichlich 100 Jahren eiszeitliche Schichten (ebenfalls Eem-Warmzeit) mit Säugetierknochen aufgeschlossen waren und nun durch den Tagebauaufschluss Jänschwalde wieder zugänglich wurden. Darüber ist bereits im Cottbuser Heimatkalender 1994 berichtet worden.

Durch die Grabungen ist, soweit sie interessante wissenschaftliche Ergebnisse erbracht haben, die Erinnerung an devastierte Orte wie Schönfeld, Klinge, Wischgrund in der Öffentlichkeit wach gehalten worden.

Abb. 1: Schichtenfolge der Eem-Warmzeit in Klinge 1994
Abb. 1: Schichtenfolge der Eem-Warmzeit in Klinge 1994

Daneben führten wir auch Untersuchungen in den Tagebauen Bärwalde (nach-saalezeitliche Entwicklung im Lausitzer Urstromtal), Greifenhain (Seeser Geröllgemeinschaft und tertiäre Lebensspuren), Welzow-S (Oberflöz-Komplex mit Blätterton), Spreetal-NE (Markasit-Konkretionen an der Tertiär-/Quartär-Grenze), Schlabendorf-S (Faziesentwicklung im 2. Lausitzer Flöz, Seeser Geröllgemeinschaft, Lausitzer Bernstein), Cottbus-N (Eem-Vorkommen Grötsch, Tranitz, Lieskow/ Wirbeltierfunde in den Talsanden des Baruther Urstromtals/ tertiärer Blätterton von Tranitz), Jänschwalde (Eem-Vorkommen Grötsch und Klinge-N), Klettwitz (Aufbau, Fossilinhalt und Lagerungsverhältnisse des Zwischenflöz-Komplexes und der Raunoer Schichten) durch. Kurze Inspektionen machten wir außerdem in Nochten, Meuro und Sedlitz.

Auch Aufschlüsse außerhalb der Tagebaue wurden besammelt und/oder dokumentiert, z.B. im Spreewald, die Saale-Endmoräne bei Spremberg, Grundgebirgsaufschlüsse vor allem im Süden des Bezirkes, auflässige Gruben im Muskauer Faltenbogen, die Raseneisenerzvorkommen bei Babben, die Ton- und Kiesgrube Plieskendorf und der Glassandtagebau Guteborn.

In 25 Jahren Sammeltätigkeit ist dabei eine beträchtliche Kollektion zusammengekommen. Von ursprünglich 500 Objekten ist der Sammlungsbestand in dieser Zeit auf 45.000 Objekte angewachsen, wovon etwas mehr als die Hälfte (26.000 Objekte) aus der Niederlausitz stammt. Das Museum musste diesem Zuwachs Rechnung tragen und 1986 konnte im Kavalierhaus ein stark erweitertes Magazin die Bestände aufnehmen. Bei der Auslagerung der Abteilung Natur und Umwelt aus Branitz konnte die Geologie wegen der umfangreichen Bestände nicht mitziehen.

Vor allem folgende Sammlungskornplexe zur Niederlausitz und Randgebieten sind schwerpunktmäßig durch eigene Sammeltätigkeit als auch durch Ankäufe oder Schenkungen an das Museum zusammengetragen worden:

  • Lausitzer Grauwacke einschließlich eingedrungener Magmatite und Gangminerale (Umfang: 250 Belege; weitere Sammler: D. RICHTER)
  • paläozoische Gesteine vom Südrand des Niederlausitzer Braunkohlenreviers (Kambrium von Niederludwigsdorf, Silur des Eichberges) und aus der Synklinalzone Torgau-Doberlug (Karbon von Doberlug) (Umfang: 500 Belege; weitere Sammler: H.-G. PROCOPIUS, Dr. K. ELZE)
  • Trias von Rüdersdorf (Umfang: etwa 100 Stücke; Sammler: vorwiegend H.-J. STREICHAN)
  • Bohrkerne aus vortertiären, tertiären und quartären Schichten (Umfang: ca. 650 Kerne; Sammler: K. GRUNERT, R. BÖNISCH, D. WINKLER, UGS Mittenwalde, ZGI Bernau)
  • Pflanzenreste der tertiären Schichten (Umfang: 8100 Exponate; weitere Sammler: M. STEINER, R. KÜHNER, Dr. W. SCHNEIDER, F.C. FRIEDRICH, W. GEHLERT; Abb. 2)
  • Pflanzen- und Tierreste warmzeitlicher Seeablagerungen des Quartärs (Umfang: mehr als 9000 Belege, Abb. 4, 5, 6, 7)
  • Knochen eiszeitlicher Tiere (Umfang: ca. 20 Knochen von Mammut, Wollhaar-Nashorn, Rentier, Rothirsch, Pferd; Sammler: vor allem R. KUHNER und E. TRENEI.)
  • Geschiebefossilien und Kristallingeschiebe, die das Inlandeis aus Skandinavien und dem Ostseeraum hier hinterlassen hatte (Umfang: 2200 Geschiebe; weitere Sammler: G. JACOB. H. TESCHNER. G. KLUTENTRETER; Abb. 8)
  • Gerölle (Achate, Kieselhölzer, Moldavite und andere Leitgerölle) fossiler Flussläufe, vor allem der Elbe und der Neiße (Umfang: 2100 Gerölle aus der Niederlausitz; weitere Sammler: St. REINECKE, Fam. PFITZMANN. Fam. SPERLING u.a.; Abb. 9, 10)
  • Fossilien der im Tertiär aus dem Ostseeraum herangeführten Seeser Geröllgemeinschaft (Umfang: 1800 Belege; Sammler: A. LANGE. G. KLUTENTRETER)
  • Niederlausitzer Bernsteine (Umfang: 200 Belege, davon 104 mit Inklusen; Sammler: G. KLUTENTRETER, A. LANGE. J. WEINGART, M. RADEN u.a.; Abb. 11, 12)

Größtes Exponat ist ein 3,20m dicker und zur Bergung mehr als 22 t schwerer Mammutbaumstubben (Abb. 13), der fast 12 Jahre vor dem Marstall des Schlosses Branitz stand und seit 1994 im Spreeauenpark am Rande des Tertiarwaldes ein passenderes Domizil gefunden hat. Zu den bemerkenswertesten Exponaten gehören auch mehrere Latexprotile, die besonders interessant sind, weil sie die Lagerungsbeziehungen von Schichten zeigen und damit unmittelbar geologische Geschichte widerspiegeln.

Ergänzt wird die geologische Sammlung durch eine umfangreiche schriftliche und bildliche Dokumentation, zu der neben schriftlichen Informationen mehrere Tausend Fotografien (Negative und Farb-Diapositive) zur Geländearbeit bzw. Grabungen gehören. Außerdem wird angestrebt. die meisten Sammlungsobjekte – soweit Fotos die Identifikation erleichtern – fotografisch zu dokumentieren. Es gibt auch schon etwa 1000 publizierte Foto-Originale, die meist von I. STRIEGLER aufgenommen wurden. Ziel der Dokumentation ist außerdem die Erfassung der gesamten Sammlung einschließlich aller Informationen dazu in einer Computer-Datenbank. Zur Zeit sind auf diese Weise 15.000 Datensätze erfasst.

Zur Sammeltätigkeit gehört natürlich auch die sorgfältige, fachgerechte und übersichtliche Bewahrung der gesammelten Objekte, die nicht zu kurz kommen darf. Gerade diese Bewahrungsfunktion ist von außen nicht immer leicht begreifbar. Letztlich wird durch die Bewahrung von Fundmaterial, das sonst durch den Bergbau zerstört worden wäre, auch ein aktiver Beitrag zum Naturschutz geleistet.

Darüberhinaus hat das Museum Sammlungen, die durch Schließung von Einrichtungen oder ungünstige Magazinierungsbedingungen gefährdet waren, übernommen und bewahrt (z.B. 1974 Sammlung Kielmannsegg des damals geschlossenen Heimatmuseums Lübben).

3. Forschung

Da Forschungsarbeiten in einem Museum mit wenig wissenschaftlichem Personal, das zudem auch noch das gesamte Gebiet der Geowissenschaften abzudecken hat, nur Nebenprodukt der detaillierten Sammeltätigkeit sein kann, konzentrierte sich die Forschung in unserem Fachbereich überwiegend auf die systematisch durchgeführten Grabungen. Trotzdem muss Forschung immer ein unverzichtbarer Bestandteil musealer Tätigkeit sein, wenn die Darstellung neuester Ergebnisse in der ständigen Ausstellung. die in Cottbus unter dem Thema NiederIausitzer Erdgeschichte läuft, sowie die Vermittlung von Kenntnissen über die Entstehung und Entwicklung unserer Heimat für eine breite Öffentlichkeit nicht gefährdet werden sollen. Ohne eigene Forschung hat ein Museum eines Tages keine Substanz mehr.
Außerdem machen neben den dokumentierten Informationen die neu gewonnenen Erkenntnisse zu dem Sammlungsmaterial den wissenschaftlichen Wert der Sammlung aus.

Auf verschiedensten Tagungen hatten wir Gelegenheit, in Vorträgen und auf Exkursionen die von uns bearbeiteten Aufschlüsse vorzustellen und auch Kontakte zu knüpfen. So sprachen sich die interessanten Grabungsergebfisse des Cottbuser Museums unter Fachwissenschaftlern schnell herum. Als während des internationalen Symposiums „Paläofloristische und paläoklimatische Veränderungen in Kreide und Tertiär“ 1989 in Prag die Ergebnisse der Fundstelle Wischgrund vorgetragen wurden, stellte der Paläobotaniker Dr. F. VELICHKEVICH aus Minsk fragend fest: „Wenn Sie aus der DDR kommen, dann müssen Sie Klinge kennen! Er war an Proben aus Klinge interessiert, konnte aber nicht ahnen, dass das Cottbuser Museum erst vor wenigen Jahren dort mit Grabungen begonnen hatte. Diese Begebenheit lässt ahnen, warum 1995 zum Internationalen Quartärkongress in Berlin Wissenschaftler aller Kontinente nicht nur die Fundstelle Schönfeld, sondern auch Klinge sehen wollten.

Es fanden sich sowohl im Inland (z.B. im Naturkundemuseum Berlin, im Zentraler Geologischen Institut Berlin, Bergakademie Freiberg) als auch im Ausland (Bjelorussische Akademie der Wissenschaften Minsk, Universität Marseille, Geologischer Dienst Prag) Spezialisten, die gern Aufgaben bei der Auswertung der Funde übernahmen, ohne dass dem Museum daraus Kosten erwuchsen. Stellvertretend für viele andere seien hier die Quartärgeologen A.G. CEPECK und K.-D. JÄGER, die Paläobotaniker D.H. MAI, H. JÄHNICHEN, E. KNOBLOCH und F. VELICHKEVICH, die Diatomeenforscherin G. KHURSEVICH, die Palynologen (Pollenanalytiker) K. ERD und J. MÉDUS sowie die Paläozoologen K. DIEBEL, E. PIETRZENIUK, W-D. HEINRICH, K. FISCHER und G. BÖHME genannt, die sich an der Auswertung unserer geologischen Grabungen Wischgrund, Schönfeld und Klinge beteiligten.

Eigene Spezialisierung war da durch nur in begrenztem Umfang notwendig. Aus der praktischen Arbeit heraus ergaben sich für den Fachbereich zwei Spezialisierungsrichtungen, die wir für unsere Grabungstätigkeit benötigten. So spezialisierte sich U. STRIEGLER paläobotanisch auf die Blattmorphologie tertiärer Blätter. Kenntnisse dazu sind beim Sammeln in den Tertiärschichten der Niederlausitz unerlässlich. Als Nebenprodukt dieser Spezialisierung entstand ein Vergleichsherbar rezenter Gehölze vor allem der nördlichen gemäßigten Zone.

Der Tertiärwald ist das Ergebnis der wissenschaftlichen Auswertung von paläobotanischem Sammlungsmaterial des Museums. Er ist eine Rekonstruktion der im Aufschluss Wischgrund geborgenen fossilen Pflanzenwelt mit Hilfe von nahe verwandten heute lebenden Gehölzen, an der seit 1985 gearbeitet wird. In der komplizierten Situation, als der Tertiärwald in die Bundesgartenschau im Spreeauenpark 1995 einbezogen wurde, sicherte der Förderverein des Museums, der Naturwissenschaftliche Verein der Niederlausitz e.V.. die musealen Belange des Tertiärwaldes ab.

R. STRIEGLER arbeitete sich in ein anderes Arbeitsgebiet ein, die Bestimmung von Molluskenschalen, da einerseits in quartären Ablagerungen der Niederlausitz Schalen von fossilen Süßwassermuscheln und Land- und Süßwasserschnecken nicht selten sind, und andererseits marine Mollusken in erbohrten tertiären Ablagerungen auftreten. Diese fachübergreifende Arbeit, die auch die Beschäftigung mit rezenten Mollusken (Beteiligung an der Erfassung der rezenten Molluskentauna der Niederlausitz) voraussetzte, ermöglichte die Erarbeitung einer Molluskenausstellung mit fossilen und rezenten Mollusken, die 1989 in Branitz mit großem Erfolg gezeigt wurde. Allerdings ruft der Blick über die Fachgebietsgrenzen oder gar über die Niederlausitz und neuerdings sogar über die Stadt hinaus, was ja in der Geologie oft unerlässlich ist, vielfach Unverständnis hervor.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse des Fachbereichs und seiner Kooperationspartner zur geologischen Sammlung des Museums, zu den Ergebnissen der systematischen Grabungen und zum Tertiärwald sind in mehr als 70 Publikationen, über die Hälfte davon eigene, dargelegt. Vor allem die Tertiärflora von Wischgrund wurde in mehreren Einzelbeiträgen von STRIEGLER (1985), MAI (1989) und FISCHER & STRIEGLER (1991/92) systematisch abgehandelt. Zum eem-warmzeitlichen Seebecken von Schönfeld wurde eine bisher 2-teilige Monografie (STRIEGLER 1991 und 1996, dort weitere Literatur) herausgegeben. Begünstigt wird diese Publikationstätigkeit durch die Herausgabe der Schriftenreihe „Natur und Landschaft in der Niederlausitz“ durch den NVN, der 1990 als Förderverein des Museums gegründet wurde (STRIEGLER 1999).

Nur ausnahmsweise ging die Forschungstätigkeit des Bereichs über die Sammlung des Museums hinaus. So wurden Vorstellungen zur Plattentektonik und zum Ablauf der varistischen Gebirgsbildung 1979 erstmals publiziert und 1995 auf den Untergrund der Niederlausitz übertragen.

Abb. 13: Bergung eines 3,20 Meter dicken Mammutbaumstubbens Sequoioxylon gypsaceum im Tagebau Klettwitz
Abb. 13: Bergung eines 3,20 Meter dicken Mammutbaumstubbens Sequoioxylon gypsaceum im Tagebau Klettwitz

4. Öffentlichkeitsarbeit (einschließlich Ausstellungen)

Die ständige Ausstellung befand sich seit 1963 im Marstall des Schlosses Branitz, aus dem sie wegen Rekonstruktion des Gebäudes 1990 ausziehen musste. Vorübergehend war die Ausstellung in der ehem. Station Junger Naturforscher und Techniker Bahnhofstr. 5 untergebracht. 1996 wurde die Ausstellung in einem neuen Domizil Am Amtsteich 17/18 eröffnet, allerdings auch nur vorläufig, da das Gebäude wegen des Platzmangels infolge ungünstiger Raumeinteilung umgebaut werden sollte. Damit gingen die Provisorien weiter. Zu keiner Zeit in den vergangenen 25 Jahren war es möglich, eine im wahrsten Sinne des Wortes „ständige“ Ausstellung aufzubauen, da immer irgendwelche Umbauten und Rekonstruktionen bevorstanden, die es sinnvoll erscheinen ließen, mit möglichst geringem Aufwand erst einmal eine provisorische Ausstellung aufzubauen.

In der ständigen Ausstellung wurde trotzdem stets auf neueste Forschungsergebnisse und authentische Zeugnisse zur Erdgeschichte der Niederlausitz Wert gelegt. In ihr war und ist die Erdgeschichte der Niederlausitz, verbunden mit der Entstehungsgeschichte der Niederlausitzer Braunkohlen, dargestellt. wobei das Hauptaugenmerk auf Bergbau-bezogenen Informationen liegt. Entsprechend der Praxis im Bergbau wurde die hier übliche Gliederung in Prätertiär, Tertiär und Quartär übernommen. Der Niederlausitzer Erdgeschichte ist das Geschehen außerhalb der Niederlausitz gegenübergestellt und durch attraktive Fossilien verdeutlicht.

Mit Blick über die Niederlausitz hinaus sind vom Fachbereich Geologie auch einige umfangreiche Sonderausstellungen erarbeitet worden:

  • die Wanderausstellung „600 Millionen Jahre Erdgeschichte“, die zwischen 1977 und 1980 durch 12 Museen wanderte
  • die Sonderausstellung „Bunte Welt der Meeresmuscheln“ (mit Beiträgen des Bereichs Biologie), die so wohl fossile als auch rezente Weichtierschalen systematisch zusammenführte und die 1989 in nur zweieinhalb Monaten im Schloss Branitz 32.695 Besucher erbrachte
  • nach der Wende mehrere Ausstellungen („lnseln im Stillen Ozean“, „Schatzgräber“) in Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftlichen Verein der Niederlausitz.

Als Bezirksmuseum war der Fachbereich außerdem bemüht, die Erarbeitung und Gestaltung geologischer Ausstellungen auch in anderen Museen der Niederlausitz zu unterstützen, z.B. Geologie des Kreises Spremberg. Es gab direkt eine Profilierungskonzeption, in der die Themen der einzelnen Museen aufeinander abgestimmt waren.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden neben Führungen mit erdgeschichtlichem Inhalt in unregelmäßigen Abständen Vorträge zu geologischen Themen gehalten, für interessierte Schüler eine Arbeitsgemeinschaft „Geologie“, Spezialistenlager in Byhleguhre und Schönfeld durchgeführt. Nach der Wende kamen Führungen im Tertiärwald und Exkursionen auf der Grabung Klinge („Vom Torf zur Kohle“) hinzu. Verschiedene Veranstaltungsreihen, wie „Warmzeit-Samenanalyse“ anhand der samenreichen Proben aus der Grabung Schönfeld und „Vom Ammonit zum Saurier“ mit Fossilien verschiedener Entstehung wurden auf den Weg gebracht und werden jetzt von Mitarbeitern für Öffentlichkeitsarbeit (vor allem I. LANGE) durchgeführt.

Die Grabungen Wischgrund, Schönfeld und Klinge wurden auch für Fach-Exkursionen der Gesellschaft für Geologische Wissenschaften, der Deutschen Quartärvereinigung und zum INQUA-Kongress 1995 genutzt.

5. Ausblick

Wie aus der Zusammenarbeit und Unterstützung des Museums durch Hobby-Geologen sowie zahlreiche Fachkollegen aus geologischen Betrieben und Institutionen ersichtlich ist, hat sich das Cottbuser Museum zu einem geologischen Fachzentrum der Niederlausitz entwickelt.

Diese gute Bilanz des Fachbereiches Geologie geht nicht zuletzt auch auf die fleißige Arbeit zurück, die seit 1986 die hier tätigen fachtechnischen Kräfte M. DRESCH und P. SCHULZ bzw. I. STRIEGLER und D. SCHOLZ sowie seit der Wende die ABM-Mitarbeiter A. STANDKE, F. SORGE. R. SCHAEPE, B. MAIWALD, G. KLUTENTRETER, P. MEERHEIM, K. GRATIAS, I. HOLZEL, D. AMME, A. VEIT, E. HYLLA. W. PRUßKEL und B. MARX geleistet haben.

Mit der Geologie, welche vor allem auf den Niederlausitzer Braunkohlenbergbau aus gerichtet ist, hat das Museum der Natur und Umwelt ein unverwechselbares Profil erhalten. Diese Tatsache lässt hoffen, dass die Verantwortlichen den Fachbereich Geologie erhalten, z.B. indem das Museum der Natur und Umwelt Cottbus Teil eines nicht nur vom Museumsverband Brandenburg empfohlenen brandenburgischen Landesmuseums für Naturkunde mit Sitz in Potsdam und Cottbus werden könnte.

Literatur

HEYM, W.-D. (1978): Zur Geschichte der naturwissenschaftlichen Abteilung des Bezirksmuseums Cottbus. – Natur und Landschaft im Bezirk Cottbus 1, S. 25-30, Cottbus.

STRIEGLER R. (1991/92): Zugänge zur geologischen Sammlung des Niederlausitzer Museums der Natur und Umwelt in den Jahren 1984 bis 1991. – Natur und Landschaft n der Niederlausitz 13. S. 100-118, Cottbus.

STRIEGLER , R. & STRIEGLER, U. (1979): Die geologische Sammlung des Bezirksmuseums Cottbus.- Natur und Landschaft im Bezirk Cottbus 2. S 45-52. Cottbus.

STRIEGLER, R. & STRIEGLER, U. (1984): Zugänge zur geologischen Sammlung des Bezirksmuseums Cottbus 1978 bis 1983. – Natur und Landschaft im Bezirk Cottbus, S. 60-68. Cottbus.

STRIEGLER, R. & STRIEGLER. U. (Hrsg., 1991): Eem von Schönfeld I. – Natur und Landschaft in der Niederlausitz, Sonderheft, Cottbus.

STRIEGLER, R. & STRIEGLER. U. (Hrsg., 1996): Eem von Schönfeld II.- Natur und Landschaft in der Niederlausitz, Sonderheft, Cottbus.

STRIEGLER . S. & STRIEGLER, R. (1999): Zwischen Eiszeit und Homepage – 10 Jahre NaturwissenschaftlicherVerein der Niederlausitz.- Cottbuser Heimatkalender 2000, S. 114-116, Cottbus.

STRIEGLER, U. (1985): MAI, D.H. (1989): FISCHER. O. & STRIEGLER, U.(1991/92): Die fossile Flora des Blättertons von Wischgrund, Teile I, II und III.- Natur und Landschaft im Bezirk Cottbus / in der Niederlausitz, 7, S. 3-35; 11, S. 3-44: 13, S. 16-26. Cottbus.

WEBER, E. (1906): Die mineralogische Sammlung des Königl. Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums zu Kottbus. – Beilage zum Jahresbericht 1906, Königl. Friedrich-Wilhelms-Gymnasium zu Kottbus.

ROLF & URSULA STRIEGLER

Der Beitrag erschien in der Natur und Landschaft in der Niederlausitz Heft 20.

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25 Jahre Fachbereich Geologie im Museum Cottbus