25 Jahre NVN

Vor 25 Jahren am 19. Oktober 1990 wurde der Naturwissenschaftliche Verein der Niederlausitz e.V. (NVN) vor allem auf Initiative von Sigrid und Detlef Robel von neun Mitarbeitern des damaligen Bezirksmuseums Cottbus in Branitz gegründet. Als wichtigste Aufgaben hatte sich der neue Verein vorgenommen, die nach der politischen Wende gefährdete Herausgabe der Schriftenreihe „Natur und Landschaft im Bezirk Cottbus“ neu zu organisieren und die Zukunft der Abteilung „Natur und Umwelt“ des Museums zu sichern. Diese Ziele fanden große Unterstützung bei naturkundlich interessierten Bürgern und die Fachgruppe Geologie / Mineralogie des Kulturbundes trat unter ihrem Leiter Klaus Hamann geschlossen dem Verein bei, um vor allem ein Naturkundemuseum in Cottbus zu unterstützen. Innerhalb von 10 Jahren stieg die Mitgliederzahl bis auf fast 100 Personen an.

Diagramm: Mitglieder-Entwicklung des Vereins
Diagramm: Mitglieder-Entwicklung des Vereins

Der Verein formierte sich unter der Leitung seines Vorstandes zu einem gemeinnützigen Verein, der außer den schon genannten Zielen naturwissenschaftliche Forschungen besonders in der Niederlausitz durchführte, förderte und verbreitete und vor allem alle Schichten der Bevölkerung mit Kenntnissen zu Natur- und Umweltschutz vertraut machen wollte. Neben der Förderung der Naturwissenschaften im Cottbuser Museum wurden auch naturkundliche Projekte in anderen Museen der Niederlausitz unterstützt. Außerdem bemühte sich der Verein um das wissenschaftliche Erbe von Naturwissenschaftlern aus der Niederlausitz, allen voran der Australienforscher Ludwig Leichhardt.

Anfangs gab es die Hoffnung, dass Naturwissenschaften und Natur- und Umweltschutz im vereinten Deutschland eine größere Rolle spielen könnten. Bald mussten wir aber mit ansehen, wie Vorhandenes, Bewährtes auf diesem Gebiet an der neuen Mangelwirtschaft, die vor allem die Kultur betraf, scheiterte. Es dauerte nicht lange, da waren von vier naturkundlichen Museen bzw. Museumsbereichen in Brandenburg nur noch zwei vorhanden: Potsdam und Cottbus.

Hier wurde der Verein aktiv, indem er Spenden und Fördermittel organisierte, Arbeitgeber für ABM-Kräfte wurde, die dann dem Cottbuser Museum Unterstützung geben konnten und in eigener Regie Ausstellungen für die Niederlausitzer Museen erarbeitete bzw. sich an Museumsausstellungen beteiligte.

Da die Aktivitäten des Vereins neben der Fachgruppenarbeit in entscheidendem Maße auch vom Engagement der jeweiligen Vorsitzenden und Vorstandsmitglieder abhängen, soll hier an dieser Stelle ihnen dafür gedankt werden.

Vorsitzende waren

  • 1990 bis 1993 Dr. Detlef Robel (2,5 Jahre)
  • 1993 bis 1995 Dr. Hans-Joachim Kahle (2 Jahre)
  • 1995 bis 2011 Ursula Striegler (16 Jahre)
  • 2011 bis 2013 Carola Bude (2 Jahre)

2013 bis 2015 gab es keinen Vorsitzenden. Als Stellvertreter fungierte Werner Pfeil. Seit März 2015 amtiert nun Iris Zachow als Vorsitzende, Elke Hylla, Andrea Veit, Ingmar Landeck und Oliver Niemzig als neue Vorstandsmitglieder, wodurch die Leitung wieder auf jüngeren Schultern liegt.

Die weiteren Vorstandsmitglieder der vorangegangenen 24 Jahre waren: Margret Bodenschatz (4 Jahre), Carola Bude (4), Elona Ditz (2), Heinz Ditz (2), Andreas Gröschke (4), Konrad Grunert (7), Elke Hylla (5), Bill Landsberger (2), Barbara Maiwald (11), Werner Nowel (4), Werner Pfeil (8), Prof. Werner Pietsch (4), Sigrid Robel (4), Brigitte Schneider (6), Dagmar Scholz (2), Dr. Dieter Schwarz (8), Rolf Striegler (8), Ursula Striegler (4), Britta Wöllecke (2), Andrea Veit (3) und Manuela Zapel (4).

Als Kassenprüfer kontrollierten Ingrid Hölzel (6 Jahre), Monika Schaepe (23), Dagmar Scholz (6) und Carolyn Weber (12) zuverlässig die finanziellen Einnahmen und Ausgaben des Vereins, was zeitweise wegen der zahlreichen Anstellungen und Projekten nicht ganz einfach war. Auch ihnen sei hier an dieser Stelle für ihre verantwortungsvolle Arbeit herzlich gedankt.

Seit der auf ehrenamtlicher Basis ab 1987 entstandene Tertiärwald in die Bundesgartenschau, die 1995 in Cottbus stattfand, einbezogen wurde, hat der Naturwissenschaftliche Verein auch die Weiterentwicklung dieser musealen Anlage zu seiner Aufgabe gemacht. Mehrfach, vor allem zum Tag des Baumes, hatten interessierte Bürger die Möglichkeit; Gehölze für die Anlage zu spenden. Baumspenden kamen auch von Vattenfall, von der Tagung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 2008 in Cottbus und vom Grünflächenamt der Stadt Cottbus.

Die Aktivitäten und Maßnahmen, die der Satzung entsprechend durchgeführt wurden, waren vielfältig und initiativreich. Unterstützt wurde der Vorstand dabei durch die Fachgruppen (FG), Arbeitskreise (AK) und Arbeitsgemeinschaften (AG), die teilweise schon vor der Vereinsgründung existierten und diesem dann beigetreten sind, wie etwa die FG Geologie/ Mineralogie (Leiter: Klaus Hamann), die im nächsten Jahr ihr 40jähriges Jubiläum begeht.

Auch die FG Ornithologie existierte bereits zu DDR-Zeiten und wurde im Berichtszeitraum vom NABU und NVN gemeinsam getragen (Leiter: Ronald Beschow). Sie leistet eine hervorragende Arbeit bei der Erfassung der Vogelwelt der Niederlausitz.

Andere Fachgruppen und Arbeitskreise wurden aus aktuellem Bedarf gegründet:

  • FG Mykologie (existent bis 1993; Leiter: Dr. Wolfgang Kerstan)
  • FG Entomologie (existent bis 1995; Leiter: André Grondke
  • FG Botanik/ Paläobotanik (Leiter: Dr. Wolf-Dieter Heym†  bis 2012, danach Rolf Striegler gemeinsam mit Sieglinde Sack) (Abb. 1)
  • AK Ludwig Leichhardt (Leiter nacheinander: Bernd Marx, Dr. Karl-Heinz Kuhn, Reiner Ulbrich, Ingrid Klauka)
  • AK Tertiärwald (Leiterin: Ursula Striegler)
  • AK Zeugen der Eiszeit (Leiter: nacheinander Wolfram Köbbel, Frank Mädler). Dieser Arbeitskreis wurde gemeinsam mit dem Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz gegründet.
Abb. 1: Die Fachgruppe Botanik / Paläobotanik erkundet den Eem-Aufschluss Klinge (2003) - Foto: I. Zachow
Abb. 1: Die Fachgruppe Botanik / Paläobotanik erkundet den Eem-Aufschluss Klinge (2003) – Foto: I. Zachow

Zeitweilig existierten auch Arbeitsgemeinschaften mit Kindern, die beim Älterwerden und neuen Interessen der Kinder wieder einschliefen, so die AG Malen in der Natur (Dagmar Scholz), die AG Natur (Leitung: Ines Lange) und die AG Kinder entdecken die Natur (Leitung: Britta Wöllecke, Iris Zachow und Manuela Zabel) (Abb. 2).

Schließlich trat auch die Wandergruppe (Leiter: Rolf Striegler), die ihre naturwissenschaftlich ausgerichteten Wanderungen ins Böhmische Mittelgebirge durchführte, dem Verein bei.

Etwa die Hälfte aller Vereinsmitglieder sowie auch Nichtmitglieder nehmen an den Veranstaltungen in diesen Fachgruppen und Arbeitskreises teil, in denen teilweise geforscht wird. Auf jeden Fall werden durch diese Gruppen naturwissenschaftliche Kenntnisse und Informationen einem größeren Personenkreis vermittelt, nicht zuletzt auch durch die meist öffentlichen Veranstaltungen.

Außerdem verfügt der Verein von Anfang an über eine Redaktion, die die Herausgabe der Zeitschrift organisiert, deren Name in „Natur und Landschaft in der Niederlausitz“ abgewandelt wurde. In den betrachteten 25 Jahren erschienen unter der Leitung von Rolf Striegler (bis Heft 27) und Iris Zachow (ab Heft 28) die Hefte 13 bis 30 dieser Zeitschrift sowie drei Sonderhefte (Eem von Schönfeld I und II, Biologischer Führer durch den Branitzer Park), in denen auch die wissenschaftlichen Ergebnisse der Museumsarbeit veröffentlicht wurden. An der Redaktionsarbeit beteiligten sich weiterhin Sigrid Robel, Konrad Grunert, Dr. Wolf-Dieter Heym, Brigitte Schneider, und bei Heft 19 Steffen Krestin als Historiker.

Abb. 2: Die AG „Kinder entdecken die Natur“ pflanzt im Tertiärwald eine Himalaya-Birke (2006). - Foto: I. Zachow
Abb. 2: Die AG „Kinder entdecken die Natur“ pflanzt im Tertiärwald eine Himalaya-Birke (2006). – Foto: I. Zachow

Um Museum und Tertiärwald stärker publik zu machen, gab der Verein dazu auch fünf Ansichtskarten sowie vier gedruckte 12-seitige Faltblätter heraus, die auf die wichtigsten Arbeitsthemen der Abt. Natur und Umwelt aufmerksam machten:

  • Nr. 1: Entwicklung der Niederlausitzer Landschaft (als Hinweis auf die Museumsausstellung)
  • Nr. 2: Niederlausitzer Tertiärwald
  • Nr. 5: Findlingsallee im Spreeauenpark
  • Nr. 7: Lausitzer Achate (über alte Elbe-Läufe in der Niederlausitz)

Daneben wurden auch andere Faltblätter zu weiteren geologischen Themen im Kopierverfahren hergestellt. Auf die gleiche Weise wurden von 1995 bis 2010 Faltblätter zu Baum, Vogel und Blume des Jahres und sporadisch Tier des Jahres in der Bevölkerung verbreitet. An der Erarbeitung dieser Faltblätter beteiligten sich Ronald Beschow, Daniel Brandl, Ulrich Kalz, Bernd Litzkow, Dirk Nette, Ursula und Wolfgang Prußkel, Brigitte Schneider, Dagmar Scholz, Ursula, Rolf und Silva Striegler, Carolyn Weber und Iris Zachow.

Der Naturwissenschaftliche Verein gab außerdem drei Broschüren heraus: 2008 anlässlich der Tagung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft in Cottbus einen Überblick über alle in Cottbus wild wachsenden und angepflanzten Gehölzarten unter dem Titel „Bemerkenswerte Gehölze in der Stadt Cottbus und den Cottbuser Parkanlagen“ (Autoren: W.-D. Heym & FG Botanik; 2.Auflage 2009) sowie 2008 und 2013 von Leichhardts Tagebuch seiner Reise durch Europa die Teile über Süd-Frankreich und Neapel (Herausgeber: R. Striegler).

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Webseite NVN
Seit August 1998 kann man sich auf der von D. Nette und S. Striegler gestalteten Homepage www.nvn-cottbus.de über den Verein informieren.
Abb. 3: Dezernent Berndt Weiße begrüßt im Tertiärwald eine australische Gruppe von Friendship Force. - Foto: I. Zachow
Abb. 3: Dezernent Berndt Weiße begrüßt im Tertiärwald eine australische Gruppe von Friendship Force. – Foto: I. Zachow

Die Mitglieder des Vereins haben eine ganze Menge zur Bereicherung des kulturellen Spektrums der Stadt beigetragen, sei es durch die regelmäßige Teilnahme an der Umweltwoche, sei es durch zahlreiche öffentliche Vorträge in und außerhalb der Fachgruppen (z. B. von 2001 bis 2005 auch regelmäßig für die Patienten des Carl-Thiem-Klinikums) oder auch durch Führungen in den Madlower Schluchten, auf der geologischen Grabung Klinge und vor allem im Tertiärwald, z.B. als Lehrveranstaltungen der BTU Cottbus. Mehrfach kamen auch ausländische Gruppen von Friendship Force, die hier jedes Mal einen Baum pflanzten (Abb. 3). Auch im Festumzug zu 850 Jahre Cottbus am 18.Juni 2006 war der Verein mit der Darstellung des Tertiärwaldes vertreten. Bei der traditionellen Veranstaltung „Herbst im Tertiärwald“, die seit 1996 organisiert wird, wurden viele Cottbuser mit dieser lehrreichen und eindrucksvollen Anlage vertraut gemacht. Besondere Höhepunkte waren in den 1990er Jahren die mineralogischen Tauschtage der Fachgruppe Geologie/ Mineralogie, bei denen Sammler aus Cottbus und darüber hinaus ihre Mineralienschätze vor der interessierten Öffentlichkeit ausgebreitet haben (Abb. 4).

Abb. 4: Tauschtag 1999 der FG Geologie / Mineralogie in Cottbus
Abb. 4: Tauschtag 1999 der FG Geologie / Mineralogie in Cottbus

Neben dem Tertiärwald geht eine weitere Anlage im Spreeauenpark auf die Initiative und aktive Mitwirkung von Vereinsmitgliedern zurück: die Idee der Findlingsallee stammt von André Standke. Das Aussuchen der Findlinge auf der Deponie Jänschwalde, das Aufstellen wurde von R. Striegler und K. Grunert begleitet. Letzterer hat auch die Bestimmung der Findlinge vorgenommen. Gerth Jacob hat die Steine angeschliffen und mit den Schildern versehen.

Eine zweite Findlingsanlage in Cottbus-Schmellwitz wurde ebenfalls von Mitgliedern des NVN ermöglicht: vom AK Zeugen der Eiszeit sowie Konrad Grunert, Werner Nowel und Herbert Teschner.

Wie oben schon erwähnt, ist es ein Ziel des Naturwissenschaftlichen Vereins der Niederlausitz, das wissenschaftliche Erbe des Australienforschers Ludwig Leichhardt wach zu halten, zu popularisieren und sein Leben zu erforschen.

Cottbus hat Tradition bei der Erinnerung an Ludwig Leichhardt. Immerhin war Heinz Haufe, der eine erste umfassende Biographie in der DDR geschrieben hat, ein Cottbuser und auch andere Cottbuser, darunter die Cottbuser Ehrenbürgerin, Malerin und Großnichte Leichhardts Elisabeth Wolf, hatten sich des Themas angenommen. Im Bezirksmuseum Cottbus gab es seit 1968 einen Jugendklub „Ludwig Leichhardt“, der sich die Pflege von Leichhardts Erbe auf seine Fahnen geschrieben hatte. Auf Anregung des Cottbuser Oberbürgermeisters Waldemar Kleinschmidt zur Ehrung Leichhardts anlässlich seines 150.Todestages hat der NVN nach der Konzeption von R. & U. Striegler 1998 eine Ausstellung unter dem Titel „Australien – Sehnsucht und Schicksal Ludwig Leichhardts“ erstellt, zu deren Eröffnung im Cottbuser Rathaus auch die australische Botschaftsrätin Lucie Charlesworth nach Cottbus kam.

Die Ausstellung war Anlass für B. Marx, der auch zahlreiche Fotos für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hatte, einen Arbeitskreis Ludwig Leichhardt zu gründen, nachdem die Wiederbelebung des Jugendklubs nicht gelungen war. Im Cottbuser Leichhardt-Gymnasium richtete der Arbeitskreis 2004 eine Ausstellung zu Leichhardt und Australien ein (Leichhardt-Kabinett). Im Arbeitskreis wurde kontinuierlich recherchiert und geforscht, so dass 2013 beachtliche Ergebnisse zu Leichhardt vorgelegt werden konnten. Werner Pfeil, Ingrid Klauka und Udo Bauer bemühten sich unermüdlich um die Sammlung neuer Fakten zur Biographie Leichhardts und seiner Familie. Durch die Initiative von Horst Lindner fuhr im Jubiläumsjahr wie zu Leichhardts Zeiten ein Kaffenkahn auf dem Schwielochsee. Mehrere Ausstellungen zu Leichhardt (Abb. 5) gehen auf den Arbeitskreis zurück. Zwei Teile von Leichhardts Tagebuch seiner Europareise (siehe oben) wurden von der deutschen Botschaft in Australien bei den dortigen Feierlichkeiten übergeben und unser Ehrenmitglied Ludwig Leichhardt aus Berlin durfte in Brisbane eine Boeing 737 auf den Namen „Leichhardt“ taufen. Ohne die Aktivitäten etwa der Leichhardt-Gesellschaft in Trebatsch oder des Leichhardt-Landes schmälern zu wollen, kann man feststellen, dass durch das jahrelange Engagement des Cottbuser Arbeitskreises entscheidende Impulse für die Leichhardt-Ehrung 2013 vom Naturwissenschaftlichen Verein der Niederlausitz ausgegangen sind.

Der Leichhardt-Arbeitskreis stellte auch Material für die Festveranstaltung zum 200.Geburtstag im Cottbuser Kino „Weltspiegel“ zur Verfügung, bei der der australische Botschafter in Deutschland Peter Tesch als Ehrengast anwesend war.

Abb. 5: Eröffnung der NVN-Ausstellung „Leichhardts Landschaften“ im Cottbuser Rathaus im Leichhardt-Jahr 2013. - Foto: I. Zachow
Abb. 5: Eröffnung der NVN-Ausstellung „Leichhardts Landschaften“ im Cottbuser Rathaus im Leichhardt-Jahr 2013. – Foto: I. Zachow

Die Möglichkeiten zur Förderung der Naturkunde in den Cottbuser Museen waren vielfältig und wurden auch initiativreich vom Verein genutzt:

  • Unterstützung des Museums durch ehrenamtliche Arbeit und durch Anstellung von Arbeitskräften für Museum und Tertiärwald beim Verein
  • Erarbeitung von Ausstellungen für das Museum
  • Beschaffung von Spenden und Fördergeldern
  • Unterstützung der Sammeltätigkeit des Museums

Der Verein hat von Anfang an versucht, das Naturkundemuseum durch Arbeitskräfte zu unterstützen. So hat er die Schaffung von ABM-Stellen beim Verein sowie anderer Maßnahmen auf dem zweiten Arbeitsmarkt mit großem Erfolg organisiert. Auf diese Weise sind 24 Personen bei 39 Maßnahmen beim NVN für das Museum und den Tertiärwald beschäftigt worden. Auf eine Person bezogen wären das 27 Jahre Gesamt-Arbeitzeit, die dem Träger des Museums nichts gekostet haben. Darüber hinaus hat der Verein kurzzeitig solche Anstellungen nach seinen Möglichkeiten über Spenden selbst finanziert. Außerdem arbeiten einzelne Personen weiterhin ehrenamtlich für das Museum, seit die Möglichkeiten des zweiten Arbeitsmarktes immer weniger zur Verfügung stehen. Zudem arbeiten einzelne ehemalige Museumsmitarbeiter seit ihrer Pensionierung ehrenamtlich mit großer Intensität an der Aufarbeitung der geologischen Sammlung des Museums.

In den vergangenen 25 Jahren haben viele Mitglieder des Naturwissenschaftlichen Vereins Ausstellungen zu verschiedenen Themen für das Museum erarbeitet bzw. sich daran beteiligt.

  • 1993 Hawai’i – Neuseeland – Sachalin. Inseln des Stillen Ozeans (U. & R. Striegler)
  • 1996 Schatzgräber – Cottbuser Mineraliensammler stellen aus (FG Geologie / Mineralogie)
  • 1997 Bilder aus der Niederlausitz (Iris Striegler & D. Scholz)
  • 1998 Zeugen der Eiszeit in der Niederlausitz (W. Nowel)
  • 1998 Australien – Sehnsucht und Schicksal Ludwig Leichhardts (U. & R. Striegler)
  • 1999 Bunte Welt der Meeresmuscheln (U. & R. Striegler)
  • 2001 Edle Steine aus Quarz (FG Geologie/ Mineralogie)
  • 2001 Faszination Bernstein (Gesine & Michael Steiner)
  • 2003 Ludwig Leichhardt – der Humboldt Australiens (AK Leichhardt)

Insgesamt haben Fachgruppen und Einzelmitglieder des Vereins 42 verschiedene Ausstellungen ganz oder teilweise erarbeitet und 69 mal gezeigt.

Mit der Schatzgräber-Ausstellung eröffnete das Museum der Natur und Umwelt seine Pforten im neuen Gebäude Am Amtsteich 17/18.

Wie schon erwähnt, hat der NVN im Cottbuser Ludwig-Leichhardt-Gymnasium 2004 eine Leichhardt-Ausstellung aufgebaut und bis 2014 betreut, weiterhin die wissenschaftlichen Grundlagen für den Aufbau des Freilichtmuseums „Zeitsprung“ (Eröffnung 2008) in der ehemaligen Eem-Grabung des Naturmuseums in Klinge geliefert. Außerdem wurde am 1.März 2009 mit der Sonderausstellung „Schöne Welt der Meeresmuscheln“ (neben rezenten Mollusken auch fossile Mollusken von Sammlern der FG Geologie / Mineralogie) das im ehemaligen LAUBAG-Informationscenter im Spreeauenpark vorgesehene neue Naturkundemuseum eröffnet. Leider ist nach Beendigung der Ausstellung im März 2010 die Weiterführung des Museums trotz Unterstützung durch OB Szymanski an der Engstirnigkeit des Vermieters gescheitert.

Erwähnt werden müssen auch noch einige Ausstellungen, in denen Vereinsmitglied Hanskarl Möller aus Peitz seine attraktive Kupferschiefer-Sammlung in Peitz gezeigt hat. Ursprünglich hatte der Sammler die wertvolle Sammlung der Stadt Cottbus für das Museum der Natur und Umwelt Cottbus mehrfach vergeblich als Geschenk angeboten.

Gewissermaßen eine lebende Ausstellung ist der mehr als 1 ha große Tertiärwald im Spreeauenpark, der eine Rekonstruktion der in der Fundstelle Wischgrund dokumentierten 10 Millionen alten Flora der Niederlausitz darstellt. Er wird von den Mitarbeitern des Arbeitskreises Tertiärwald weiter entwickelt, betreut und in ehrenamtlicher Arbeit gepflegt. Zeitweise hatte der Verein dafür auch Mitarbeiter eingestellt. Besonders hervorzuheben ist hier Rudi Schaepe, der die museale Anlage während der Vorbereitung der Bundesgartenschau betreut und überwacht hat.

Eine wichtige Aufgabe hat der NVN wahr genommen, indem er Spenden und Fördermittel für das Museum der Natur und Umwelt, den Tertiärwald und die Herausgabe der Zeitschrift „Natur und Landschaft“ organisiert hat. Beispielsweise wurde 1993 durch ein umfangreiches Projekt beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK), durch welches dem Verein 71.000 DM zur Verfügung standen, der Ankauf einer Serie von Vitrinen ermöglicht, die bei vielen Museums- und Vereinsausstellungen zum Einsatz kamen. Um diese Leistungen in Anspruch nehmen zu können, musste der Verein aber auch einen Eigenanteil in Höhe von 16.245 DM (zum größten Teil in Form von Arbeitsleistungen) erarbeiten. Mit diesem Beispiel soll gezeigt werden, dass die Projektförderung auch gewaltige Anstrengungen von den Mitgliedern des Vereins erforderte.

Durch weitere Projekte konnten über mehrere Jahre eine Sonder-ABM finanziert, die Herausgabe der „Natur und Landschaft“ und die Erstellung von Sonderausstellungen für das Museum unterstützt sowie wichtige geologische Exponate im Wert von 49.876,95 DM angeschafft werden. Nach 1998 waren aber Projekte beim Ministerium wegen fehlender Befürwortung durch die Stadtverwaltung nicht mehr möglich.

Den gleichen Zwecken dienten Spenden des im Aufbau begriffenen Landesumweltamtes, der Sparkasse Spree-Neiße, des Landesamtes für Geowissenschaften und Rohstoffe Kleinmachnow und von der LAUBAG bzw. Vattenfall. Der Niederlausitzer Bergbaubetrieb hat sich durch die Finanzierung der Überwinterung der Kübelpflanzen seit 1996, die im Kohlemoor und im Tertiärwald eingesetzt sind, sehr verdient gemacht und damit die Existenz des Kohlemoors gesichert. Durch private Spender war 2002 und 2003 die Betreibung eines Schaukastens im Stadtzentrum sowie die Berücksichtigung von Naturmuseum und Tertiärwald im Stadtführer „Krebs“ möglich (Gesamtkosten: 1862 €). Die Gebäudewirtschaft Cottbus finanzierte 2006 in der Nähe des ehemaligen Gymnasiums, das Ludwig Leichhardt besucht hatte, eine Tafel zur Erinnerung an Ludwig Leichhardt. Auch von Handwerksbetrieben kamen Spenden vor allem für die Ausstattung des Naturmuseums.

Abb 6: Transport der Kübelpflanzen. - Foto: I. Zachow
Abb 6: Transport der Kübelpflanzen. – Foto: I. Zachow

Seit dem Leichhardt-Jahr 2013 sammelt der Verein Spenden für ein Leichhardt-Denkmal in Cottbus, das von Jürgen Heinrich (Märkischer Bote) und Wieland Eschenburg (damals Büro des Oberbürgermeisters) angeregt wurde.

Das Museum der Natur und Umwelt wurde vom Naturwissenschaftlichen Verein der Niederlausitz auch durch die Beschaffung von Fachliteratur unterstützt. Neben dem Kauf von Fachbüchern, der manche Jahre durch die Beschneidung des von der Stadt getragenen Haushalts kaum möglich war, konnte der Verein durch die Herausgabe der „Natur und Landschaft“ mit anderen Museen und Institutionen in Deutschland, Tschechien, Österreich und den Niederlanden in Schriftentausch treten, wodurch der regelmäßige Bezug von 53 Zeitschriften ermöglicht wurde. Weitere Zeitschriften standen dem Museum durch die Mitgliedschaft von Vereinsmitgliedern in wissenschaftlichen Gesellschaften zur Verfügung.

Letztendlich gibt der Naturwissenschaftliche Verein auch große Unterstützung beim Aufbau der geologischen Sammlung des Museums (für die biologische Abteilung fühlte sich der 1995 gegründete Verein LANAKA zuständig). Einerseits erfolgte das wie schon erwähnt durch den Ankauf attraktiver Exponate, die für das Museum zur Darstellung naturwissenschaftlicher Zusammenhänge wichtig sind, andererseits durch die private Sammeltätigkeit der Vereinsmitglieder, von denen einige im Bergbau gearbeitet haben und andere weit in der Welt herum gekommen sind und dabei Sammlungsmaterial mitgebracht haben. Man denke hierbei neben anderen an die zahlreichen paläobotanischen Belege von Wilfrid SCHNEIDER aus dem Niederlausitzer Braunkohlenbergbau, an die wertvollen Pflanzen- und Knochenfunde aus dem Tagebau Cottbus-Nord, die Ralf KÜHNER dem Museum gesichert hat, an die australischen Gesteine, die U. und R. STRIEGLER aus LEICHHARDTs Aufschlüssen bei Sydney mitgebracht haben, oder an die Geschiebe und Bernsteine von Gerd KLUTENTRETER von den Kippen von Schlabendorf und Seese. Leider konnten 55 Zugangskomplexe (davon 20 Ankäufe) von 1993 bis 2014 mit fast 3000 Exponaten bisher wegen der destruktiven Haltung der Stadtverantwortlichen nicht endgültig dem Museum übereignet werden. Man erinnere sich dabei an die Verweigerung der Schenkung der Kupferschiefer-Sammlung von Hanskarl MÖLLER. Welches wissenschaftliche Potential an Materialien aus der Niederlausitz und aus aller Welt geht der Stadt durch ihre kurzsichtige Haltung verloren!

Aus dieser Haltung resultiert auch, dass der Verein trotz großen Engagements eines seiner Hauptziele nicht erreichen konnte: den Erhalt des Cottbuser Naturmuseums, das zu DDR-Zeiten unter den Bezirksmuseen in naturwissenschaftlicher Hinsicht eine Vorreiterrolle inne hatte und auch im vereinten Deutschland bekannt war, während des Internationalen Quartärkongresses 1995 in Berlin sogar weltweit Aufmerksamkeit erfuhr.

Ursprünglich schienen die Bedingungen für die Cottbuser Naturkunde-Abteilung nicht schlecht. Der Verein argumentierte bei allen Kulturministern Brandenburgs für dieses Museum und auch in Cottbus stand die Förderung der Naturkunde auf der Prioritätenliste. Der erste Kulturminister Brandenburgs Hinrich ENDERLEIN hatte erkannt, dass die Cottbuser Naturkunde landesweit eine wichtige Aufgabe erfüllte, und wollte ihr regelmäßige institutionelle Förderung gewähren. Doch er war dafür nicht lange genug im Amt und in Cottbus stemmte sich mancher heftig dagegen. Das Kulturministerium (MWFK) zeigte trotzdem Verhandlungsbereitschaft über die Landesförderung für ein gemeinsames Landesmuseum für Naturkunde mit Potsdam, wie in einem FOKUS Gutachten vorgeschlagen wurde, das der Brandenburgische Museumsverband in Auftrag gegeben hatte. Wichtiges Standbein eines solchen Landesmuseums sollte der Fachbereich Geologie in Cottbus sein, denn nur hier wurde im Land, bedingt durch die Tagebaue, Geologie aktiv betrieben.

Und genau dieser Fachbereich wurde in Frage gestellt, als Amtsleiter WARCHOLD am 20.Mai 1999 die weitestgehende Reduzierung der Geologie in Cottbus verkündete. Vereinsmitglied Michael GÖTHEL organisierte daraufhin spontan eine Unterschriftensammlung, die immerhin 1179 Unterschriften gegen die Schließung der Geologie erbrachte.

Nach einem dreijährigen Haustarifvertrag, der die in der Geologie vorgesehenen Einsparungen auf alle Museen der Stadt verteilte, stand der Fachbereich 2003 wieder zur Disposition. Die neue Oberbürgermeisterin, die bei einer Audienz dem Verein den Status quo des Museums versprochen hatte, schloss ab 1. Februar 2005 unter fadenscheiniger Begründung die gesamte naturkundliche Ausstellung. Belegschaft und Sammlungen wurden dem Stadtmuseum angegliedert. Damit entfiel für das Ministerium endgültig die Begründung für eine Landesunterstützung.

Einen Anknüpfungspunkt für die Neuinstallation einer angemessenen Naturkunde Ausstellung sah der NVN im Leichhardt-Jahr 2013 mit einem „Vorschlag eines Ludwig-Leichhardt-Museums für Naturkunde“, fand aber kein Gehör. So wurde dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg Dietmar WOIDKE nach seiner Festrede zum Leichhardt Jubiläum in Cottbus dieses Leichhardt-Projekt mit der Bitte um Unterstützung übergeben, worauf er leider nicht reagierte. Ebenso negierten die Kulturministerin Sabine KUNST, die Stadtführung und die Stadtverordneten von Cottbus diesen Vorschlag, außer die AUB durch Peter TRUPPEL, der sehr konstruktiv reagierte. Dieses Projekt aus dem Leichhardt-Arbeitskreis des NVN regte die Wiedereröffnung des Cottbuser Naturkundemuseums im Sinne von LEICHHARDT an. Denn der Australienforscher hat seine umfassenden naturwissenschaftlichen Kenntnisse, die zu seinem Erfolg in Australien beigetragen haben, weniger beim Universitätsstudium erworben als vielmehr in den Naturmuseen von London und Paris. Man kann den Forscher nicht ehren, wenn man das verwirft, was ihn zum Erfolg geführt hat.

Oberbürgermeister Frank SZYMANSKI reagierte zugänglicher auf den Vorschlag eines Leichhardt-Museums. Er versicherte, dass im neuen Stadtmuseum zwei Räume für LEICHHARDT zur Verfügung gestellt würden, was er aber nach Ablauf seiner Amtszeit nicht mehr beeinflussen kann.

Vorurteile und Antipathien gegen die Naturkunde lassen sich auch durch logische Argumente schwer überwinden. Diese Ungleichbehandlung gegenüber den mehr oder minder bereitwillig finanzierten Museen der Stadt ist recht fragwürdig und kurzsichtig, denn naturkundliche Bildung und Umweltinformation müssten in heutiger Zeit besonderes Gewicht haben, ganz abgesehen von dem gewaltigen Allgemeinbildungspotential eines Naturmuseums. Zudem gehört beispielsweise eine geologische Ausstellung zu einer guten Lebensqualität vieler Bürger in einer Bergbaustadt, biologische Ausstellungen mit Tierpräparaten rangieren bei Kindern vor allen anderen Museen.

Dieser „Vorschlag eines Ludwig Leichhardt Museums für Naturkunde“ war vorerst ein letzter großer Versuch, der ehemaligen Abteilung „Natur und Umwelt“ bzw. dem „Museum der Natur und Umwelt“ in Cottbus wieder zu einer angemessenen Ausstellung zu verhelfen. Die Förderung und der Erhalt des Museums der Natur und Umwelt war und ist ein Grundanliegen des Naturwissenschaftlichen Vereins der Niederlausitz.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Geologie und Biologie im neuen Stadtmuseum, das am 19.Dezember 2015 in neuem Gebäude eröffnet wurde, nach fast 11jähriger Abwesenheit wieder in einer ständigen Ausstellung vertreten sind. Die Reduzierung der Ausstellungsfläche auf ein Fünftel der bis 2005 zur Verfügung stehenden Fläche ermöglicht allerdings nicht die Darstellung der Vielfalt der heimatlichen Natur sowie naturkundlicher Zusammenhänge. Der Verein wird sich deshalb auch in Zukunft dafür einsetzen, dass die Entscheidungsträger der Stadt endlich den politischen Willen zu einer annehmbaren attraktiven und informativen Naturkunde-Ausstellung zugunsten der Verbundenheit der Bürger mit ihrer Heimat aufbringen.

In den vergangenen 25 Jahren hat der Naturwissenschaftliche Verein durch ein interessantes und vielseitiges Vereinsleben für kulturelle Bereicherung gesorgt. Auch in Zukunft werden sich die Mitglieder in den Fachgruppen und Arbeitskreisen in bewährter Weise für naturwissenschaftliche Forschung und Verbreitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse einsetzen, wobei die Erarbeitung von Ausstellungen, die Betreuung des Tertiärwaldes und Unterstützung der Museumssammlung sowie Leben und Wirken von Ludwig LEICHHARDT wichtige Themen bleiben werden.

ROLF STRIEGLER

Der Beitrag erschien in der Natur und Landschaft in der Niederlausitz Heft 31.

25 Jahre Naturwissenschaftlicher Verein der Niederlausitz e.V.